Unterrichten für die Abi-Kasse
Bei der Sommerakademie helfen die zukünftigen Zwölftklässler den Jüngeren, Schulstoff nachzuholen. Damit verdienen sie sich auch etwas Geld für die Abi-Feierlichkeiten im kommenden Jahr.
Die kleine „Tournee“ vor den Sommerferien durch alle Klassen hat jede Menge Sympathiepunkte eingebracht: Die Sommerakadamie am DPFA-Regenbogen-Gymnasium Augustusburg ist ein voller Erfolg. „Wir waren echt überrascht, wie viele ihr Interesse bekundet haben“, berichtet die 17-jährige Emma Endig. Gemeinsam mit ihren Mitschüler:innen – den Abiturienten Jahrgang 2022 – hat sie in den unteren Klassen fleißig die Werbetrommel für das Projekt der Zwölftklässler:innen gerührt. Mit Erfolg. Die Idee: Schüler lernen von und mit Schülern. Für zehn Euro am Tag, der von 10 bis 14 Uhr andauert, gibt es in den Sommerferien nun Nachhilfe der zukünftigen Absolventinnen und Absolventen für alle jüngeren Schüler:innen in ausgewählten Fächern, darunter Mathe, Deutsch, Physik, Französisch und Englisch. Ein ziemlich großer logistischer Aufwand, alle Termine unter einen Hut zu bekommen, den die „Großen“ mit Hilfe einer Doodle-Liste meisterten. Ins Leben gerufen wurde die Sommerakademie im vergangenen Jahr von den damaligen Abiturient:innen gemeinsam mit ihrem Bio-Chemie-Lehrer Jan Bandemer.
Homeschooling hat zu Wissenslücken geführt
Der Obolus für die jungen „Nachhilfelehrer“ fließt in die Abi-Kasse. Denn der Abschluss im kommenden Jahr soll natürlich ordentlich gefeiert werden. Für fast alle Ferienwochen haben sich Schüler:innen angemeldet, um ihr Wissen in ausgewählten Stoffgebieten aufzufrischen. So zum Beispiel Heidemarie. „Als die Elftklässler die Sommerakademie im vergangenen Schuljahr bei uns in der Klasse vorgestellt haben, war ich sofort interessiert. Durch das Homeschooling bin ich aus dem Lernen leider bisschen rausgekommen“, so die Sechstklässlerin, die gemeinsam mit Lea Zimmermann ihre Französischkenntnisse auffrischt. Neben ihr sitzt Siebtklässler Hubertus, der erst vor Kurzem an das Regenbogen-Gymnasium gewechselt hat und nun vom bisherigen Spanisch-Unterricht auf Französisch umsteigen muss.
Schüler vermitteln anders
„Es ist, denke ich, auch von Vorteil, von größeren Schülerinnen und Schülern zu lernen“, merkt Tutorin und Französischlehrerin Caroline François an. „Jede Lehrerin und Lehrer hat ja so seine bestimmte, gewohnte Art und Weise zu unterrichten. Manche Sachverhalte werden mitunter zu kompliziert vermittelt.“ Schülerin Emma Endig pflichtet ihr bei: „Wir wissen eben, welche Schwierigkeiten wir damals vielleicht mit dem Stoff hatten und können uns besser in die Jüngeren hineinversetzen.“ Eigens dafür hat Lea Zimmermann, zukünftige Zwölftklässlerin, ihre alten Hefter herausgekramt. „Man weiß ja nicht, was einen erwartet, weil sich Mitschüler aus vielen verschiedenen Klassenstufen angemeldet haben“, so Lea. Aber die zukünftige Abiturientin geht es systematisch an. „Ich frage am Anfang, was sie in dem Fach dran hatten und welche Fragen sie haben. So bringe ich mich auf den Stand“, so Lea. Und, wie fühlt es sich so an, als Lehrerin? Emma und Lea lachen. Gut, natürlich! „Der Respekt ist auf jeden Fall da. Es machen alle gut mit und sind sehr aufmerksam“, findet Emma. „Ich glaube, wir können auch ganz gut Methoden vermitteln, die uns damals geholfen haben. Das macht unser Unterrichten glaubwürdig“, ergänzt Lea.
Pause an der Tischtennisplatte
Zwischendurch gibt es natürlich auch mal Pausen, in denen es zum Beispiel an die Tischtennisplatte auf dem Schulhof geht. „Das ist für den Ausgleich wichtig“, so Emma. Auch für die Mittagspause sind die Großen zuständig – mal gibt es Waffeln, mal Crêpes oder belegte Brötchen. Für die Zubereitung sind diejenigen zuständig, die an dem Tag nicht „im Unterricht“ stehen. „Uns war es wichtig, dass sich jeder einbringt und etwas zur Abikasse beiträgt“, so Caroline François. Von den insgesamt 24 zukünftigen Abiturient:innen engagieren sich 18 in der Sommerakademie bei verschiedenen Aufgaben, darunter Flyer gestalten, Unterrichten oder Küchendienst. „Die anderen verdienen durch verschiedene Hilfsarbeiten wie Rasen mähen bei Privatpersonen auch Geld für die Abikasse hinzu“, berichtet Madame François. Sie freut sich zu sehen, wie gut organisiert ihre Schützlinge sind. „Ich brauche eigentlich früh nur die Tür aufzuschließen – um den Rest kümmern sich die Schüler selbst“, sagt sie und schmunzelt. „Ich hoffe, dass sich die Sommerakademie mal als Tradition an unserer Schule etabliert.“