Projekttag zur Suchtprävention
Die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse tauschten für einen Projekttag zur Suchtprävention, ihr Klassenzimmer gegen Schulungsräume der Drogenrehabilitationsklinik Wermsdorf im Schloss Hubertusburg. Helene erzählt aus Schülersicht von den Erfahrungen des Tages. Der Bericht wurde nicht redigiert.
Finanzielle Unterstützung für den Projekttag gab es über den Förderverein des Gymnasiums und die Sparkasse Mittelsachsen.
Schülerbericht Helene
"Am Montag, dem 24. April, gab es für die neunte Klasse keinen regulären Unterricht, denn dieser Tag stand unter dem Thema der Drogenprävention. Stattdessen fuhren die Schüler in die Drogenrehabilitationsklinik nach Wermsdorf.
Die An- und Abreise erfolgte mit einem gemieteten Bus, der nach einem Zwischenstopp in Flöha die 20 Schüler und zwei Lehrer der Schule, Herr Bandemer und Herr Ahnert, direkt zum Schloss Hubertusburg fuhr, wo die Rehabilitationsklinik angesiedelt ist. Dort angekommen, begann auch gleich der erste Programmpunkt: 12 Rehabilitanden stellten sich kurz vor. Dabei erwähnten sie unter anderem ihre Art der Drogenabhängigkeit und ihren Drogenpräventionsweg, den sie bisher gegangen sind. Anschließend wurden 3 große Flipchart-Blätter voll Fragen der Schüler und Lehrer aufgeschrieben, welche über den Tag an die Drogenabhängigen gestellt werden konnten. Darunter, wie die Rehas (wie die Rehabilitanden sich selbst nannten) zum ersten Mal mit Drogen in Kontakt gekommen waren und welchen Einfluss der Konsum auf ihr schulisches und berufliches Leben hatte.
Erste Station: Alkoholbrille
Nachdem sich die Schüler in fünf Gruppen aufgeteilt hatten, ging es zu verschiedenen Stationen. An jeder waren drei Rehabilitanden und ein Mitarbeiter anwesend. Bei der ersten Station setzten die Schüler eine „Alkoholbrille“ auf, welche die Sicht unter starkem Alkoholeinfluss simuliert. Taumelnd und tastend musste mit dieser Brille ein Parcours absolviert werden, der z.B. das Balancieren über eine schmale Turnbank beinhaltete. Dabei waren alle überrascht, wie anspruchsvoll selbst die einfachsten Dinge wie das Einsammeln von Wäscheklammern sein können - wenn man jedes Ding mehrfach sieht. Im kleinen Kreis wurde besprochen, wie die Drogen die Wahrnehmung verändern können. Dabei konnten die Teilnehmenden so manche lustige wie beängstigende Geschichte aus eigener Erfahrung oder ihrer Beobachtung einbringen.
Zweite Station: offene Fragerunde
Die zweite Station war eine offene Fragerunde, wo die Rehabilitanden zu deren Drogenvergangenheit Auskunft gaben. Alle Fragen, auch sehr persönliche, waren erlaubt. Diese teils intensiven Gespräche dienten einerseits der Prävention - für die Rehabilitanden aber auch der Therapie.
Dritte Station: Gründe für Einstieg
Bei der dritten Station lag auf einem Konferenztisch ein Puzzle mit vielen Gründen, warum Jugendliche mit dem Drogenkonsum beginnen oder ihn aufrechterhalten könnten. Jeder Schüler suchte sich 1 oder 2 Puzzleteile heraus und stellte dann Fragen dazu. Auch an dieser Station gaben die Rehabilitanden wieder wertvolle Einblicke. Besonders häufig wurden Stress in der Familie, in der Schule oder mit Freunden als Gründe für den ersten Konsum genannt. Aber auch aus Langeweile oder Neugier kam es zum ersten Kontakt. Die Schüler und Lehrer wurden an dieser Stelle sensibilisiert, vermehrt auf solche Anzeichen zu achten.
Vierte Station: Alltag in der Klinik
An der letzten Station wurde der Tages- bzw. Aufenthaltsablauf in der Klinik vorgestellt, wobei von den Rehabilitanden unbekannte Wörter und Begriffe erklärt wurden. Im Anschluss erfolgte in großer Runde die Auswertung des gemeinsam verbrachten Tages. Zuerst ging jeder Schüler individuell auf sein Vorwissen und seine Erwartung an den Tag ein und was er dort erfahren hat. Danach gaben die Rehabilitanden auch ihre Wahrnehmung des Tages preis. Zum Schluss wurden noch einmal die am Anfang zusammengetragenen Fragen aufgegriffen und eingeschätzt, ob diese beantwortet wurden. Vor der Heimreise erkundeten die Schüler das Gelände des Jagdschlosses, das neben der Drogenrehabilitationsklinik liegt. Auf der Busfahrt nach Hause, hatten alle noch eine Stunde Zeit, den ereignisreichen Tag Revue passieren zu lassen.
Fazit
Für uns Schüler war es erschreckend zu sehen, wie schnell man von allen möglichen Drogen abhängig werden kann. Jedoch wurde auch gezeigt, dass man sich als Betroffener Hilfe suchen kann, um zu lernen, mit der Sucht umzugehen. Trotz ihrer schwierigen Lebensumstände wirkten die meisten Rehabilitanden motiviert und schauten optimistisch in die Zukunft. Das war für viele der Schüler überraschend, da man vermuten könnte, dass es den Suchtkranken in der Klinik entsprechend ihrer Suchtkrankheit nicht sehr gut gehen würde. Die positive Haltung der Rehabilitanden war ein Ansporn, auch in schwierigen Situationen die Hoffnung nicht zu verlieren."