Lesung „Lauf, Mädchen, lauf!“
Der Balkankonflikt aus Sicht einer Zeitzeugin – Mirsada Simchen-Kahrimanovic berichtet in ihrer Autobiografie vom Kindheitstrauma durch den Bosnien-Krieg in ihrer Heimat und setzt ein Zeichen für Völkerverständigung und Frieden.
Gleich beim ersten Angriff auf ihr bosnisches Dorf wird ihr Vater ermordet. Mirsada Simchen-Kahrimanovic selbst wird mit Mutter und Schwester im Lager Trnopolje inhaftiert. Hier erlebt die 13-jährige Terror und sexuellen Missbrauch der gefangenen Frauen durch serbische Soldaten.
Drei Lesungen an zwei Tagen
Während den Lesungen vor den Schülerinnen und Schülern der 9. und 12. Klasse des Augustusburger Gymnasiums setzt die Autorin wichtige Schwerpunkte: ethnische Vertreibung, Flucht und Integration, schlussendlich aber auch Vergebung und Versöhnung. Zu jedem dieser Themen liest sie passende Zeilen aus ihrem Buch und hat eigene, bedrückende, aber auch Mut stiftende Erfahrungen gemacht. Immer wieder haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Fragen zu stellen, wovon einige sehr regen Gebrauch machen: Ob es nicht schwerfalle, die eigene Leidensgeschichte während den Lesungen immer wieder zu durchleben? Diese Frage beantwortet sich von selbst, als Mirsada beim Vorlesen eines Briefes an ihren getöteten Vater immer wieder die Stimme versagt.
Im Bösen das Gute finden
Trotz der vielen traumatisierenden Erfahrungen, die sie als Jugendliche gemacht hat, versucht die Autorin aus ihrer Geschichte Gutes zu ziehen: Mirsada Simchen-Kahrimanovic wird in keiner Minute müde, die Jugendlichen zu ermutigen, für ein friedliches Miteinander, Integration und Toleranz einzutreten. Sie appelliert an die Schüler:innen, sich unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Religion immer ein eigenes Bild von jedem einzelnen Menschen zu machen. DPFA-Hauptgeschäftsführerin Catrin Liebold schätzt noch einen weiteren Aspekt: „Ich bewundere ihren Mut, ihre Lebensgeschichte mit uns zu teilen und insbesondere jungen Menschen nahezubringen, wie verletzlich und überhaupt nicht selbstverständlich der Frieden ist.“
Mirsada hofft, dass sich noch weitere Zeitzeugen entschließen, an die Öffentlichkeit zu gehen und ihre Geschichten zu erzählen. Diesen Gedanken unterstützt auch Michaela Bausch: „Es ist immens wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler mit Zeitzeugen zusammenkommen. Nur so lassen sich die Gräueltaten besser begreifen und es wird hoffentlich einfacher, daraus Lehren zu ziehen.“ Die Referatsleiterin für schulartübergreifende Angelegenheiten und Unterstützungsangebote des LaSuB Sachsen war für eine Lesung zu Gast am Gymnasium Augustusburg.
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„Diese Maßnahme wurde mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.“