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Die Magie der Sprache


Caroline François stammt aus Nancy (Lothringen) und unterrichtet Französisch am DPFA-Regenbogen-Gymnasium Augustusburg. Die ausgebildete Gymnasiallehrerin wollte ursprünglich eigentlich nur ein Austauschjahr in Leipzig verbringen – doch sie blieb. Das war vor 22 Jahren.

Madame François liegt es am Herzen, dass ihre Schüler:innen nicht nur Vokabeln und Grammatik pauken, sondern mit Neugier und Spaß bei der Sache sind. Dann, so die gebürtige Französin, könne man die Magie der Sprachen spüren – für sie die Grundlage für Verständigung zwischen den Kulturen, für Weltoffenheit, Toleranz und Respekt.

Eine Frau steht vor einer mit einem Logo besprühten Backsteinwand.
Caroline François ist gebürtige Französin und unterrichtet ihre Muttersprache am Augustusburger Gymnasium. In ihrem Unterricht möchte sie mehr als "nur" die Sprache vermitteln - nämlich auch Weltoffenheit, Toleranz und Respekt. Foto: DPFA Augustusburg/Caroline Lindner

Madame François, wie kam es dazu, dass Sie den Wunsch verspürten, Lehrerin zu werden?
Schon von Kind an hat mich der Lehrerberuf begeistert. Mir gefällt das Übermitteln bzw. das Teilen von Kenntnissen. Es ist nicht nur eine Bereicherung für die Kinder, sondern auch für mich persönlich. Man lernt unheimlich viel mit und von den Kindern. Man wächst mit ihnen zusammen. Es hält einen auch jung und fit. Bis heute habe ich keinen Tag bereut, diesen Weg eingegangen zu sein. Ich bin auch froh, dass ich den Schülern meine eigene Kultur und Sprache vermitteln darf, denn ich denke, so wirke ich authentischer und kann sie besser begeistern. 

Was schätzen Sie an der Tätigkeit an einer Schule eines freien Trägers?
Meine Tätigkeit am DPFA-Regenbogen-Gymnasium Augustusburg schätze ich sehr. Sie bietet ein für mich positives Arbeitsumfeld. Da es sich um eine einzügige Schule handelt, ist alles überschaubar. Ich kenne alle meine Schüler und Kollegen persönlich. Diese familiäre Atmosphäre ist für mich von großer Bedeutung, denn ich weiß, dass ich mich jederzeit an meine Kollegen wenden kann, wenn ich Fragen habe. Genauso baut sich ein anderes Verhältnis zu den Schülern auf, wenn man sie von der Klasse 5 aufwärts unterrichtet. Meiner Ansicht nach beschränkt sich der Lehrerberuf nicht nur auf das Unterrichten. Man sollte die Schüler in ihrem Erwachsenwerden begleiten und für sie ein offenes Ohr haben.  

Sie unterrichten Ihre Muttersprache Französisch, als GTA-Angebot bieten Sie Italienisch an. Sprachen lernen in Zeiten von Corona – wie geht das?
Wir haben uns zum Unterricht immer in unserem virtuellen Klassenzimmer getroffen. Die zu bearbeitenden Unterlagen wie Audiodateien, Arbeitsblätter, Tafelbilder usw. habe ich in LernSax bereitgestellt. Natürlich ist es digital herausfordernder, eine effiziente Lernatmosphäre zu schaffen und auch einzuschätzen, wie die Schüler mit dem Stoff zurechtkommen. Aber ich sehe auch ganz viele Vorteile. Die Schüler trauen sich oftmals, mehr Fragen zu stellen. Jeder Schüler kann mit Hilfe des Aufgabenpools individuell und nach seinem Tempo lernen. Höraufgaben können intensiver geübt werden, weil sie mehrfach angehört und auch mal angehalten werden können. Wenn die technischen Voraussetzungen stimmen, dann kann man mit der Digitalisierung sehr abwechslungsreiche Lernmethoden anbieten.

Wie sind die Schüler mit der veränderten Lernsituation während des Lockdowns umgegangen?
In gewisser Hinsicht lernen die Schüler, selbstständiger und strukturierter zu werden, zum Beispiel, was das Bearbeiten von Aufgaben und die Abgabe von Ausarbeitungen betrifft. Für einige Schüler ist aber gerade das ein Problem. Im Unterricht kann man sie als Lehrer besser begleiten als über einen Bildschirm.

Welche Programme und Unterrichtsmethoden nutzen Sie?
Neben unserem Videokonferenzsystem, Mails und Chats nutze ich beispielsweise Quizlet, eine Online-Lernplattform zum Erstellen von Lernsets in Form von Karteikarten zu Vokabeln und Grammatik,  mit denen die Schüler einzeln oder im Team spielerisch und abwechslungsreich üben können. Kahoot! ist eine spielebasierte Lernplattform, bei der man mit einem kleinen Quiz oder einer Challenge die Kenntnisse spielerisch festigen kann. Ich nehme Audiodateien auf, damit die Schüler regelmäßig die französische Sprache hören können. Ich nutze die Gelegenheit, mit Schülern einzeln oder in Minigruppen die mündliche Fertigkeit zu stärken. Auf diese Weise ist es intensiver und effektiver als in einem Klassenzimmer mit 26 Schülern. Auch die Lektüre von kleinen Büchern und Artikeln sowie Beiträge von TV5 Monde oder Karambolage (arte) sind Teil des Unterrichts. Ein Wort, ein Gegenstand, ein Ritual – Karambolage erläutert spielerisch und humorvoll die kleinen und großen Unterschiede zwischen Deutschen und Franzosen.

Schüler stehen in einme Klassenzimmer und blicken auf ihre Lehrerin, die über eine Linwand digital zugeschaltet ist.
Auch so ist Unterricht möglich: Die Schüler im Klassenzimmer, die Lehrerin digital via Beamer zugeschaltet. Foto: DPFA Augustusburg

Wie begeistern Sie Ihre Schüler für die französische Sprache?
Um motiviert etwas zu lernen und es zu verstehen, muss man einen Sinn dahinter erkennen. Von daher ist es mir wichtig, dass die Schüler einen „direkten“ Bezug zu der französischen Sprache erhalten. Musik und Filme steigern oft die Motivation zu entdecken, was wird gerade übermittelt bzw. was interessiert den gleichaltrigen Franzosen, also französischsprechende Jugendliche.  Den Kontakt mit Muttersprachlern zu pflegen ist von großer Bedeutung, leider momentan etwas eingeschränkt (Austauschprogramme von Anbietern wie Stéphane Hessel oder Brigitte Sauzay). Einige Schüler haben trotzdem das Vergnügen, mit französischen Jugendlichen über die sozialen Medien in Kontakt zu treten bzw. zu bleiben. Wenn man das Lernen mit dem Vergnügen bzw. Spaßfaktor verbindet, bleibt viel mehr hängen. Gerade in der aktuellen Situation versuche ich, diesen Gedanken nicht aus den Augen zu verlieren. Eine Sprache zu lernen, hat nicht nur mit Vokabeln und Grammatik zu tun. Eine Sprache lebt, wenn man sie spricht und ihre Kultur pflegt.

Warum ist es so wichtig, dass Schülerinnen und Schüler andere Länder und Kulturen kennen lernen – welchen Erfahrungsschatz sehen Sie darin?
Weltoffenheit, Toleranz und Respekt entstehen dadurch, dass wir eine andere Sichtweise kennen und verstehen lernen. Wissen über andere Länder und Kulturen stärkt unser eigenes Urteilsvermögen, es erweitert die (positive) Denkweise über fremde Kulturen. Reisen bildet, es stärkt die Persönlichkeit, man wächst über sich hinaus, wird selbstständiger. Den Austausch sehe ich als großen Reichtum, bei dem man Dinge lernt, die in keinem Lehrbuch geschrieben sind oder die unterrichtet werden können. Ich möchte bei den Schülern die Neugier auf Neues, auf andere Kulturen wecken, sie zu Offenheit und mehr Verständnis gegenüber anderen Kulturen befähigen. Dass sie Freude am Kommunizieren haben und die Magie der Sprachen spüren.

Wie, glauben Sie, wird sich das Reisen in andere Länder zukünftig verändern?
Es ist schwer zu sagen. Persönlich denke ich nicht, dass das Interesse in andere Länder zu verreisen, verschwinden wird. Ganz im Gegenteil. Da wir so lange an unserem Wohnsitz gebunden waren und nicht in die große Welt raus durften, sehnen sich viele danach. Wie man so schön sagt: Erst, wenn man auf etwas lange Zeit verzichten musste, weiß man es umso mehr zu schätzen. Auf der anderen Seite konnte man auch in dieser Zeit seine Umgebung näher erkunden. Warum in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah!

Was liegt Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders am Herzen? Was ist Ihre Motivation?
Dass meine Schüler das Lernen meiner Muttersprache nicht als Pflicht bzw. als einfaches Fach sehen, sondern mit Freude und Neugier herangehen. Dass einige von ihnen einen Weg wählen, bei dem die Sprache und das Land ein Teil ihres Lebens wird. Wenn Schüler den Wunsch äußern, einen Austausch in meiner Heimat zu machen, um mehr über meine Kultur zu erfahren. Wenn Schüler sich motiviert zeigen, an der Sprachprüfung DELF teilzunehmen und sichsogar bereit erklären über die Ferien zusätzlich zu „trainieren“. Und ein Projekt liegt mir ganz besonders am Herzen. Einmal bin ich mit einer Klasse 10 nach Verdun gefahren. Es war eine gefühlsreiche Bildungsreise für alle Beteiligten, die ich den anderen Klassen auch gern anbieten möchte. Bei der Reise haben viele verstanden, was für einen Sinn dahintersteckt, aus der Geschichte und über das Entdecken anderer Kulturen zu lernen.

Das DPFA-Regenbogen-Gymnasium Augustusburg bietet neben der regulären sächsischen Stundentafel noch die Unterrichtsfächer Französisch als 2. Fremdsprache (bereits ab Klasse 5) sowie Sprecherziehung in Klasse 5 und 6 an. Mehr dazu erfahren Sie hier.